Vertrau doch und spring!

In Krisenzeiten, dann, wenn es nicht rund läuft im Leben, wenn wir Fehler gemacht haben, ist es gut zu wissen: Egal was geschieht, ich werde gehalten.
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Sprung

1 “Sprung”

höher steigen

Ein Blick auf uns 

Das ist es, was auch von uns gefordert ist: Höher steigen. Die Sorgen und Nöte, die ich gerade habe, offenbaren eine gewisse Ohnmacht. Stellvertretend können wir Fürsprache für einen Menschen bei Gott einlegen. 

Im übertragenen Sinn ist es  notwendig, höher zu steigen. Gleichsam auf einer Leiter nach oben zu steigen, hinein in das Herz Gottes. Das Gebet ist dabei eine Leiter.

Ein Blick auf Emilie 

Emilie hatte ein Lieblingsgebet, von dem sie sagt, dass immer eine große Ruhe über sie gekommen ist, wenn sie es gebetet hat:

Ich weiß, dass du mein Vater bist, 

in dessen Arm ich wohl geborgen. 

Dieses Gebet führt nach oben, lässt mich höher steigen und gleichzeitig tiefer glauben. Meine Sorgen gebe ich ab an den, der größer ist, der mein guter Vater ist. Dieses Gebet kann mich durch die nächsten Tage begleiten. Emilie wird sorgen, dass auch über mich eine große Ruhe kommt, wenn ich so mit ihr bete.

© Danny Schreiner · pixabay.com

© Sr. Theres-Marie Mayer

2. „Sprung“

innehalten

Ein Blick auf uns

Dazu fordert mich auch meine Notsituation auf. Innehalten und schauen, was ist es für ein Leid, eine Not, die mich jetzt bewegt? Dabei ist die Frage durchaus hilfreich: „Wozu treffen mich diese Sorgen?“ Das „Wozu“ ändert meine Perspektive. „Wozu“ lässt fragen, auf welches Ziel hin das Leid, die Not mich bewegen soll.

Der Gründer Schönstatts hat inmitten des KZ in Dachau ein Glaubensbekenntnis in Versform verfasst und betet:

„Ein Gruß von dir ist jedes Leid,
der unserer Seele Flügel leiht,
der uns die Weichen kraftvoll stellt,
das Streben in Bewegung hält.“

Das Leid kann der Seele Flügel verleihen. Ist das nicht eine andere Perspektive? 

Ein Blick auf Emilie

Emilie versteht es so: „Das ist die Hauptaufgabe unseres Verstandes, Gott zu erkennen, soweit er aus den Dingen erkennbar ist!“

Zehn Minuten innehalten jeden Tag, das darf ich mir gönnen. Ich kann mir dafür eine ruhige Ecke in der Wohnung suchen, eine Kerze vor dem Kreuz, dem Marienbild anzünden, die Hände falten…

3. „Sprung“

wesentlich werden

Ein Blick auf uns 

In unserem Multitasking-Alltag fällt es schwer, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Viele Anforderungen haben wir zu bewältigen. Was aber kann uns dabei helfen, wesentlich zu werden?

Ein Blick auf Emilie 

Aus dem Leben von Emilie Engel wird folgendes berichtet: Eine Schwester in der Krankenpflege-Schule tut sich mit dem Lernen  sehr schwer. Emilie beobachtet den Fall eine Zeit lang. Dann spricht sie mit der Schwester. Sie legt ihr nahe, die Krankenpflege an den Nagel zu hängen, weil es wohl nicht der Wille Gottes ist. Die Schwester sieht die Vernünftigkeit des Vorschlages ein. Doch ihr Gefühl sträubt sich gegen die „Blamage“. Ehrlich und echt menschlich fragt sie ihre Provinzoberin: „Was werden aber die andern denken?“ Die Antwort von Emilie löst ihr noch nach Jahren alle Probleme: „Das hat in der Todesstunde gar keinen Wert!“

In anstrengenden Herausforderungen gilt es, sich in einer Zeit der Stille zu fragen: „Was ist jetzt wichtig? Was ist wesentlich, um das zu bewältigen, was konkret vor mir steht?“ 

Pater Kentenich formuliert im KZ Dachau folgenden Vers:

 „Er drängt erneut uns zum Entscheid,
dass wir für Christus sind bereit,
bis er allein nur in uns lebt
und in uns wirkt und zu dir strebt.“

© Sr. Maritta Zell

Pater Kentenich am Telefon

© Sr. M. Hermia Schlichtmann

4. „Sprung“

vertrauen

Ein Blick auf uns 

„Vertrauen“, so sagen wir, „ist die Basis von allem“. Ohne das notwendige Vertrauen funktioniert gar nichts. In vielen Dingen vertrauen wir in unserem Alltag ganz selbstverständlich. Wenn ich ein Anliegen habe und zu Gott bete, habe ich dann das Vertrauen, dass Gott meine Bitte hört?

Ein Blick auf Emilie 

Das Vertrauen von Emilie in die göttliche Vorsehung war grenzenlos. Im Oktober 1955 ging es ihr gesundheitlich sehr schlecht. Aus diesem Grund machten die Schwestern Fußwallfahrten von Metternich zum Urheiligtum in Vallendar. Ihr ist es dabei wichtig, den Schwestern zuvor mitzuteilen:

„Lasst uns die Wallfahrt im rechten Geiste machen: einerseits mit einem kindlich-einfältigen, bergeversetzenden Vertrauen, andererseits aber auch mit dem festen Glauben, dass der liebe Gott – wenn er das Wunder nicht geschehen lässt, oder noch nicht – etwas Besseres für uns bereithält. … Also beides wollen wir tun: In Kindeseinfalt um das Wunder beten und auch unser Lebensopfer schenken.“ 

Dieser Wunsch von Emilie lässt uns tief in ihre Seele schauen. Erbitten wir uns solch ein bewundernswertes Vertrauen in Gottes liebende Vorsehung.

5. „Sprung“

wagen

Ein Blick auf uns 

Immer wieder stehen wir vor Situationen, die keinen hundertprozentig sicheren Ausgang verheißen, im Gegenteil. Wer es nicht wagt, Vergangenes hinter sich zu lassen, kann keinen Neuanfang setzen. 

Ein Blick auf Emilie

Emilie Engel war von Natur aus keine Draufgängerin. Dennoch sagte sie: „Man muss etwas wagen!“ Sie hat wahrlich viel in ihrem Leben gewagt. (vgl. Kurzbiografie) Entscheidend bei allen Wagnissen war für sie der Wille Gottes, soweit sie ihn vorsehungsgläubig erkennen konnte.

Emilie betet:

„Nicht menschliches Denken soll unser Tun und Streben bestimmen, sondern einzig und allein dein Vaterwunsch und -wille. Darum wollen wir 

  • mit dem Glaubensauge überall deine Zeichen sehen und ihnen folgen,
  • wollen überall deine Stimme hören und ihr gehorchen,
  • wollen immer auf die Türen achten, die deine Hand uns öffnet, und selbst durch einen Spalt, den du uns zeigst, den Todessprung wagen.

Besinnlich wollen wir durch den Tag gehen und auch in den kleinsten Dingen und Erlebnissen, vor allem in Kreuz und Leid, deine Boten sehen und sie in Liebe umfassen. Jeder Augenblick unseres Lebens soll ein lebendiges ‚Ja-Vater‘ sein.“

Damit gibt Emilie uns gleichsam eine Anleitung, wie wir den Wunsch und Willen Gottes erkennen können. Was sagt mir der Vorsehungsglaube in meinem Anliegen für meine jetzige Situation?

Rote Rose mit 2 Trauringen und einer Perlenkette

© Myriam Zilles · pixabay.com

© Benjaminet | stock.adobe.com

6. „Sprung“

loslassen

Ein Blick auf uns 

Loslassen. Wie schwer fällt uns das? Wie oft müssen wir das in unserem Leben? Loslassen müssen wir ein ganzes Leben lang lernen. Besonders schwer ist es, Sorgen und Ängste los zu lassen. 

Ein Blick auf Emilie 

Das hat auch Emilie herausgefordert. Lange Jahre hat sie unter Ängsten gelitten. Allein mit dem Willen konnte sie ihre Ängste nicht überwinden. Was ihr geholfen hat, war das Liebesbündnis mit der Gottesmutter im Heiligtum. Sie bezeugt:

„Ich wusste ja noch nicht, dass die Gottesmutter mich gezogen und geführt hat, um mir hier an dieser Gnadenstätte aus großen Seelennöten herauszuhelfen.“ 

Durch die kluge, väterliche Begleitung von Pater Josef Kentenich kam sie so weit, dass sie das Gebet an den Vatergott richten konnte:

„Am Faden Deiner unendlichen Vaterliebe hänge ich von jetzt an als kleines, dummes, liebendes und vertrauendes Kind über dem Abgrund meines Nichts und meiner Sündhaftigkeit. Ich bin gewiss, dass Du mich nicht fallen und versinken lässt, sondern mich für ewig in Dein Vaterherz ziehst. Ich will in einem heroischen Vertrauen leben und sterben, wenn Du diesen Grad des Vertrauens von Deinem Kinde verlangst.“

Emilie lässt alles rein irdische Sorgen los und gibt sich ganz in die Hände des himmlischen Vaters. Darin findet sie den unsichtbaren Faden, der sie hält. Erbitten wir uns in unseren Sorgen und Anliegen diesen Mut zum Loslassen und ein solches Vertrauen!

7. „Sprung“

springen

Ein Blick auf uns 

Nicht selten wird auf unserem Lebensweg ein Sprung ins Ungewisse verlangt.

Springen müssen wir, wenn wir uns selbst überwinden wollen. Es gibt so viele Situationen, die einen Sprung von uns verlangen, immer dann, wenn wir uns unsicher fühlen, den Ausgang nicht kennen, wie etwa in unserem Gebetsanliegen.

Ein Blick auf Emilie 

Als Emilie Engel im Oktober 1955 spürt, dass sie nicht mehr lange zu leben hat, schreibt sie an die Schwestern der Provinz einen Abschiedsbrief. Darin heißt es.

  „Unsere Aufgaben sind so groß. Da dürfen wir nicht im Mittelmäßigen steckenbleiben, nicht vor einer gewissen Mauer Halt machen, die bei jeder wieder anders aussieht. Die Gottesmutter will uns ja so gern helfen, den Sprung über diese Mauer zu vollbringen. Also mutig voran! Nur nichts aufschieben!“

 Nach dem Tod von Emilie schaute Pater Kentenich auf ihren Heiligkeitsweg und sagte im Blick auf ihr Leben:

„Die Mauer, die sie überspringen musste, bestand in der überspitzten Verantwortungsnot, die von Kindheit an tief in ihrer Seele verwurzelt war, und in einem Mangel an heroischem Kindesvertrauen. Mit anderen Worten: Die letzten Reste ihres falschen …  Gottes- und Menschenbildes mussten durch einen gewissen Todessprung entfernt werden. Und zu diesem Todessprung musste die MTA (Mater ter Admirabilis = Dreimal Wunderbare Mutter) als große Erzieherin ihr verhelfen. Nur an ihrer Hand wagte sie, zu diesem letzten Sprung anzusetzen und ihn wagemutig zu vollziehen.“

© Sr. Theres-Marie Mayer

© Rebecca Schöbrodt-Rühl · pixabay.com

8. „Sprung“

aufgefangen

Ein Blick auf uns 

In Krisenzeiten, dann, wenn es nicht rund läuft im Leben, wenn wir Fehler gemacht haben, ist es gut zu wissen: Egal was geschieht, ich werde gehalten. Wenn mir etwas passiert und Menschen zu mir stehen, kann ich froh und glücklich sein, denn Liebe ist, wenn man weiß, dass man immer von starken Händen aufgefangen wird!

Ein Blick auf Emilie 

Schauen wir in das Leben von Emilie Engel: Sie spürt den nahenden Tod und hat sich auf das Notwendige konzentriert. Durch die fortschreitenden Lähmungen kann sie kaum noch verständlich sprechen. Was ihr wichtig ist, hält sie in ihrem Testament fest:

 „Gepriesen sei die göttliche Vorsehung in meinem Leben. Verherrlicht seien die Erbarmungen Gottes und der Gottesmutter…! In alle Ewigkeit will ich das Loblied barmherziger Vater- und Mutterliebe singen – ein Lobopfer der Barmherzigkeit sein.“

Sie, die lange Zeit unter ihrer Begrenztheit, Sündhaftigkeit gelitten hat, hat am Ende ihres Lebens verinnerlicht, dass sie in Gottes Barmherzigkeit aufgefangen ist. 

Emilie weiß, dass Gott uns seine Liebe und Barmherzigkeit schenkt durch menschliche Werkzeuge. Sie ist dankbar für die väterliche Liebe Pater Kentenichs.

Ihre Erfahrung kann uns anregen zu überlegen, wo ich Gottes Erbarmen schon erfahren habe. 

9. „Sprung“

zuversichtlich

Ein Blick auf uns 

Gott ist ebenfalls ein Teamplayer. Er möchte, dass wir in den Sorgen, in denen wir uns an ihn wenden, das Unsere unternehmen. Auch jetzt bin ich in meinen konkreten Sorgen eingeladen, so zu handeln. Unser eigenes Tun ist wichtig und notwendig, aber wir sollten es nicht überbewerten. Das Eigentliche wird Gott machen. 

Ein Blick auf Emilie 

Emilie Engel hat das so verstanden, wenn sie jemand schreibt:

„Im Blick auf Gott brauchen wir unser Tun gar nicht so hoch zu bewerten, oft ist es fast wie eine Null. Aber viele Nullen aneinandergereiht stellen eine beträchtliche Summe dar, wenn Gott eine Eins davor setzt. Je mehr Nullen, desto höher die Zahl, oder, je mehr ich mich nicht entmutigen lasse und immer wieder von neuem beginne, desto größer am Ende der Erfolg.“

Eine gute Strategie, die uns zuversichtlich sein lässt. Es ist eine Strategie, die aus dem Glauben an die Liebe Gottes resultiert. 

Das dürfen wir auch in unseren Sorgen glauben, dass Gottes Liebe „Ja” zu uns gesagt hat, dass er mit seiner Liebe bei uns ist.

Kopfbereich Foto “Trapez” © pict rider | stock.adobe.com

© Steve Lathrop · pixabay.com

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