Begegnung an Orten
... eine goldene Spur in den Herzen der Menschen
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Es gibt Menschen, die hinterlassen eine goldene Spur in den Herzen der Menschen,
die ihnen begegnet sind und an den Orten, an denen sie gewirkt haben. Emilie Engel berührt über ihren Tod hinaus durch die Art, wie sie gelebt hat. Ihre bleibende Gegenwart wird immer wieder von Menschen bezeugt.
Erfahrbar wird diese goldene Spur von Emilie Engel nach Aussage von Menschen in Haus Providentia, dem Ort, an dem sie die letzten Jahre ihres Lebens verbracht hat.
Haus Providentia,
Koblenz-Metternich
Seit dem 25. März 1946, dem Fest der Verkündigung des Herrn, ist Emilie Engel Provinzoberin der Westprovinz. 1949 kauft die Provinz in Koblenz-Metternich ein Haus und Gelände, das volkstümlich das „Metternicher Schlösschen“ genannt wird. Hier entfaltet Emilie Engel ihre segensreiche Tätigkeit.
In der schweren Anfangssituation regt Pater Kentenich an, das Haus „Haus Providentia“ zu nennen. … In ihren ersten Briefen an die Schwestern führt Emilie aus, was sie darunter versteht, mehr noch, wie sie selber es seit Jahren eingeübt hat und praktiziert und nun aus der Fülle ihrer Erfahrung weitergeben kann: „An die ewige Liebe glauben, heißt glauben an die göttliche väterliche Vorsehung, heißt ein unerschütterliches sieghaftes Vertrauen haben in allen Lagen des Lebens.“
Margareta Wolff, Mein Ja bleibt, S. 198
In Haus Providentia in Koblenz-Metternich befindet sich ein Begegnungszimmer. Dort sind Lebensspuren von Emilie Engel in Bild, Gegenständen und Texten zu finden. Darüber hinaus kann das Arbeits- und Sterbezimmer von Emilie Engel besucht werden.
Weiterhin besteht die Möglichkeit, einen 33-minütigen Film über ihr Leben in vier verschiedenen Sprachen anzuschauen.
Ein Audioguide steht ebenfalls in vier Sprachen zur Verfügung.
Auf Wunsch bieten die Schönstätter Marienschwestern eine Führung an.
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Husten
„Untrennbar mit der Kindheit verbunden sind für Emilie die Erinnerungen an ihr Elternhaus. Der ansehnliche, großräumige Bauernhof gehört seit 1833 der Familie väterlicherseits. Er steht im Schatten alter mächtiger Eichen und hoher Eschen am Ortsrand von Husten, einem Straßendorf mit vierundzwanzig Höfen im Brachtpetal zwischen Olpe und Eckenhagen.
Das Fachwerkhaus, das etwa 1766 gebaut wurde, zeigt bis heute eine schöne Giebelfront mit Inschriften aus alter Zeit. Über der Haustür mahnt ein Spruch auf den schwarzen Holzbalken: Ich geh aus oder ein, so steht der Tod und wartet mein. Oben in der Giebelspitze über einem großen Kreuz steht die Inschrift INRI. In der Kreuzesmitte leuchtet eine große gelb-leuchtende Sonne, darin die Buchstaben IHS.“ …
„Das geräumige Haus der Familie Engel ist Mittelpunkt der Nachbarschaft und einer großen Verwandtschaft. Alle sind dort zu einem Besuch gern gesehen und herzlich willkommen.“
„In ihrer Kindheit und Jugend wird die Ausrichtung auf Gott in ihrer Seele grundgelegt und fest verankert. Elternhaus und Heimat bestärken eine naturgemäße Empfänglichkeit ihrer Seele für religiöse Werte.“
Margareta Wolff, Mein Ja bleibt, S. 16ff
Zeitlebens bleibt Emilie Engel ihrer Heimat verbunden!
Urheiligtum und „Altes Haus“, Vallendar
Emilie Engel nahm im August 1921 an der ersten Frauentagung in Schönstatt teil. Die Vorträge waren entweder im Kapellchen oder im sogenannten „Alten Haus“. Die Verhältnisse waren recht ärmlich, dennoch hat ihr Herz Feuer gefangen. Vier Jahre später schreibt sie in der ersten Zeitschrift Schönstatts über ihr Erlebnis an diesem Ort:
„Die Eindrücke, die ich während der Tagung empfing, waren zu tief, als dass ich wieder vom Bunde hätte lassen können.“ Und: „Ich wusste ja noch nicht, dass die Gottesmutter mich gezogen und geführt hat, um mir hier an dieser Gnadenstätte aus großen Seelennöten herauszuhelfen …“
„Die Tage in Schönstatt sind für Emilie wirkliche Gnadentage geworden … Es waren Tage tiefgreifender Begegnungen. … Gott und die Gottesmutter sind ihr gnadenhaft nahe gekommen. Die Anregungen in den Vorträgen von Pater Josef Kentenich, dem Leiter der Apostolischen Bewegung, treffen ihre religiöse Wertempfänglichkeit. Sie zeigen Wege für ein praktisches Glaubensleben im Alltag.“
Margareta Wolff, Mein Ja bleibt, S. 58-61
In Schönstatt findet Emilie Engel eine geistige Heimat.
Drolshagen
Zwei Tage nach der Geburt wird Emilie Engel bei Winterwetter von Husten nach Drolshagen zur Taufe getragen.
So selbstverständlich wie die kleine Emilie in den Familienkreis hineinwächst, soll sie auch zur großen Familie der Gotteskinder gehören. Am 8. Februar 1893, zwei Tage nach ihrer Geburt und am Geburtstag ihrer Mutter, wird sie in der Pfarrkirche St. Clemens in Drolshagen getauft. Taufpaten sind Tante Klementine und der im Haus wohnende Onkel Albert, der stolz ist auf sein Patenamt. Emilie betrachtet das Geschenk der Taufe zeitlebens als größte Kostbarkeit ihres ersten Lebensjahres.
Im Rückblick auf ihr erstes Lebensjahr hält Emilie später fest:
„Die größte Gnade dieses Jahres, die größte Erbarmung Gottes gegen mich war die Gnade der heiligen Taufe: am 8. Februar. So war ich also nicht so lange ohne das göttliche Leben. Wie kann man würdige Worte finden für dieses unbeschreibliche, unaussprechlich erhabene Geschenk!“
Margareta Wolff, Mein Ja bleibt, S. 19
Die Pfarrkirche St. Clemens liegt im Nachbarort Drolshagen, sieben Kilometer entfernt. Doch mit größter Selbstverständlichkeit nehmen die Dorfbewohner jeden Sonntag, ob Sommer oder Winter, den beschwerlichen Kirchweg über die bewaldeten Höhenzüge auf sich.
(links) St. Clemens-Kirche in Drolshagen – Taufkirche von Emilie Engel
(u. rechts) Taufbecken aus dem 13. Jahrhundert in der St. Clemens-Kirche
(u. links) Wandmalerei in der Taufkirche: Elternhaus in Husten und davor Emilie
Postkarte von 1913 – gemeinfrei
Arnsberg
Der Hauptsitz der Bezirksregierung Arnsberg entstand in mehreren Bauabschnitten. Am Anfang stand der Bau des 1906–1909 errichteten katholischen Lehrerinnenseminars. Nach der Schließung des Seminars 1924 kam es 1926 zum Anbau weiterer Gebäudeteile und zum Einzug der Regierung. Im Jahr 1964 wurde schließlich zusätzlich ein Hochhaus erbaut. Die älteren Teile des Komplexes stehen unter Denkmalschutz.
Emilie Engel besucht von 1911 bis 1913 das Lehrerinnenseminar.
Mitstudentinnen erinnern sich an Emilie.
Schwester M. Emilie studierte mit mir im Arnsberger Lehrerinnenseminar, sie war im Kurs ein Jahr vor mir. Da ich damals schon kränklich war, betreute sie mich. So hatte ich Gelegenheit, sie näher kennen zu lernen. Sie war eine tieffromme Seele, ging damals schon zur täglichen heiligen Kommunion, was zu der Zeit noch selten war. Nie hörte man sie lieblos oder klatschsüchtig über andere reden. Im Reden war sie sehr zurückhaltend, ihre Liebe, ihr Verstehen lag in ihren klaren, blanken Augen und in ihrer feinen Wesensart. Von ihr ging etwas aus, was ihre Umgebung ihre reine heilige Seele ahnen und empfinden ließ. Äußerlich war sie recht einfach und schlicht. Sie genoss allgemein – bei Lehrern und Mitschülerinnen – große Hochachtung und Liebe.
E. Wewer, Brief vom 28.3.1956
zitiert nach Margareta Wolff, Emilie Engel, Zeugnisse, Brief, Tagebuchnotizen, S. 42
Marien-Schule, Herne-Sodingen
In der Bergbau-Region von Herne konnte Emilie Engel ab April 1915 ihren Traum als Lehrerin verwirklichen. Ihre Schwestern Anna und Maria waren an der Viktoria-Schule tätig, Emilie an der Marien-Schule in der Händelstraße. Abwechselnd sorgten Geschwister für den gemeinsamen Haushalt.
Die gemeinsame Wohnung lag im Zentrum des Ortes, gegenüber dem Eingang der Zeche Mont Cenis.
Ihre Schwester Anna erzählt über Emilie:
„Ihren Kindern war sie nicht nur Lehrerin und Erzieherin, sondern auch Mutter. Für sich selbst in jeder Hinsicht überaus genügsam und bescheiden, war sie stets darauf bedacht, mit anderen zu teilen. Ihre Schulkinder stammten zum größten Teil aus einer Bergarbeiterkolonie und kamen nicht selten aus ganz verwahrlosten Verhältnissen. Emilie hatte ein feines Gespür dafür, wo ein Kind seelischer oder materieller Hilfe bedurfte.
Durch fleißige Besuche bei den Eltern erhielt sie Einblick in das ärmliche, bzw. zerrüttete Familienleben mancher Kinder als Folge des unseligen Ersten Weltkrieges und half, soweit es in ihren Kräften stand. Arme, unterernährte Kinder durften aus der Schule in ihre Wohnung kommen und dort ein kräftiges Mittagessen einnehmen …“.
Margareta Wolff, Zeugnisse, Briefe, Tagebuchnotizen, S. 54f
Haus Sonnek, Vallendar-Schönstatt
Haus Sonneck, Vallendar
Ab 1929 gehört Haus Sonneck den Schönstätter Marienschwestern. Es diente als Mutterhaus. Nach Krankenhaushaushalt, Heilstätten und Erholungsheimen kommt Emilie Engel1939 nach Schönstatt zurück und wohnt in Haus Sonneck. Sie hat ein Zimmer mit Fenster zur Hauskapelle. Gesund ist sie allerdings noch längst nicht.
Hier in Haus Sonneck erfüllt Schwester M. Emilie als Mitglied der Generalleitung den Auftrag des Gründers, den er ihr von Dachau aus gegeben hat: „Stehen Sie den Schwestern zur Verfügung in allen persönlichen Anliegen und schenken Sie allen recht viel Verständnis und Liebe.“